PaganiniNiccolo Paganini: Serenata in C für Viola, Violoncello und Gitarre
Quartetto Nr. 15 in a für Viola, Violine, Violoncello und Gitarre

Carus CV 68.108 digital

Nach mehrmaligem Durchhören dieser Platte kam ich zu der Überzeugung, dass die hier eingespielten beiden Werke eher dem Streicherrepertoire als der Gitarrenkammermusik zuzuordnen sind. Trotz einiger solistischer Gitarrenpassagen (z.B. im l. Satz der Serenata und im Trio des Quartetts) dominieren die Streicher und hier besonders die Bratsche. Paganinis Geigenkünste begründeten seinen famosen Ruf, aber er hat auch die Viola mit einigen sehr dankbaren solistischen Aufgaben betraut. Außerdem hat es sich schon herumgesprochen, dass er auch ein sehr fähiger Gitarrenspieler war. Und letztlich führt uns diese Platte noch die überaus reizvolle und anmutige Kammermusik des Genuesers vor.

In der fünfsätzigen, rund 16 Minuten dauernden Serenata teilen sich Viola und Cello in den höheren Lagen die Führung oder verlaufen in parallelem Wohlklang. Zeigt sich hier noch Paganinis jugendlich unkomplizierter Kompositionsstil, der gelegentlich auf volkstümliche Elemente zurückgreift (Rondo „Canzonetta Genovese”), so weist das letzte seiner Gitarren-quartette alle Züge des reifen Meisters auf. Diese Quartette sind für Violine, Viola, Violoncello und Gitarre geschrieben, doch im 15. tritt die Violine zugunsten der Viola stark zurück, die in diesem ebenfalls fünfsätzigen Werk mit 18 Minuten Spieldauer den melodischen Hauptanteil zu bestreiten hat. Die Gitarre darf hier ihre Möglichkeiten einzig im Trio des Minuetto demonstrieren, beschränkt sich ansonsten weitgehend auf die harmonisch-akkordische Begleitung. Hört man dann die großartige melodische Bogenführung, welche die Bratsche in den langsamen Partien ganz im Stile des belcanto vorzutragen weiß, wird die Dominanz der Streicher in diesen Werken besiegelt. Der Anteil der Gitarre beschränkt sich im wesentlichen auf dezente Begleitfunktion.

Paganinis Kammermusik ist keineswegs leichte Kost, nur hat das solistische Starvirtuosentum diese liebenswerte Seite des Hexenmeisters gänzlich ignoriert. Beachtliches Können, sauberste Intonationen, sehr musikantische Phrasengliederungen sowie hervorragendes Zusammenspiel zeichnet auch das Ensemble mit Vidor Nagy, Viola, Ernö Sebestyén, Violine, Martin Ostertag, Violoncello, und Baldur Pollich, Gitarre, aus. Schön ausgespielte Cantilenen wechseln mit rhythmisch fein gesetzten Akzenten. Die Aufnahmetechnik tat ein übriges und bevorzugte keine der Stimmen ungerechtfertigterweise. Hier liegt eine exemplarische Aufnahme von zwei durchaus schätzenswerten Werken romantischer Kammermusik für Streicher und Gitarre vor.

Jürgen Libbert